Donnerstag, 14. August 2014

Umzug mit zwei Kleinkindern - Chaos pur und kein Ende in Sicht


Am 18. Juli 2014 war es so weit. Wir haben die erste Nacht im eigenen Haus verbracht nach einer Nacht in unserer halb ausgeräumten Wohnung und mit notdürftig ausgepacktem Überlebensequipment inmitten von gefühlt tausenden Umzugskisten. Ja, ab da waren wir mal coole Prenzlberger und sind nun Vorstadtpeople mit Haus und Garten, noch ohne Hund (das wird sicher bald ändern!) und ohne Gartenzwerg (das wird sich hoffentlich nie ändern!), leider auch nach wie vor ohne Telefonanschluss (wir warten schon seit etlichen Wochen, dabei wollen wir doch nur einen Telefonanschluss und keine Trabbi im guten alten Osten), weshalb ich erst jetzt im Büro mal wieder zum Bloggen komme. Das Ladegerät vom Laptop, der Sender vom Babyfone und der Schlüssel vom Felgenschloss meines Fahrrads sind leider noch immer spurlos verschwunden. Ist fast wie Ostern, nur leider hat in unserem Fall auch der "Osterhase" vergessen, wo er die Sachen versteckt hat...



Nun aber mal von vorn, wie ist das so, mit zwei kleinen Kindern von 15 Monaten und knapp drei Jahren neben Berufstätigkeit und Streiterei mit der Baufirma umzuziehen? Um es kurz zu sagen, es ist einfach nur nervig, nervig und nochmals nervig. Schon im Vorfeld ahnte ich ja, dass die zwei kleinen Minimenschen mehr Kram besaßen, als wir und versuchte, ein paar sperrige Stücke gewinnbringend an die Frau zu bringen. Hat auch wunderbar geklappt. Begleitet von einem gewissen Wehmut verkaufte ich unseren Stokke Newborn Sitz, das Babybay und das Laufgitter an drei super nette Dickbäuche. Wer weiß, ob wir jemals wieder Babyausstattung benötigen werden oder ob das Kapitel "Babyzeit" endgültig bei uns beendet ist? Da die Beantwortung dieser Frage derzeit mehr als ungewiss ist, hatten wir beschlossen, uns von einigem Krempel gewinnbringend zu trennen. Komisch ist es schon, wenn plötzlich die Babysachen aussortiert werden. Wirklich viel Zeit für Sentimentalität blieb aber nicht, denn schließlich war ja der Plan, an den mühsam feigeschaufelten Tagen alles auszusortieren, noch mehr zu verhökern und etliche Kisten gut sortiert zu packen. So weit zur Theorie.



Dann kam die Realität und alles war plötzlich anders. Der Umzug drohte zu kippen, ich verbrachte etliche Tage im Büro, um mich - quasi als Fachfrau - auf dem Gebiet des Baurechts weiterzubilden und mich mit der Baufirma auseinanderzusetzen. Zwischenzeitig sahen wir uns schon im Bungalow auf 42qm wohnen. Der Umzug klappte dann doch, aber die "juristische Aufarbeitung" steht noch aus, ebenso etliche Restarbeiten am Haus. Nicht umsonst heißt es "Das erste Haus baut man für seinen Feind, das zweite Haus für seinen Freund, das dritte Haus für sich selbst"! Ist echt was dran!

Nachdem der Mann am 16. Juli (Mittwoch) schon Urlaub hatte, um einige Aufbauarbeiten sowie Anlieferungen zu koordinieren und den Tag darauf die Umzugsfirma in der alten Wohnung beaufsichtigte, durfte ich noch die Ruhe im Büro genießen, leider unterbrochen von Schriftwechseln und Telefonaten mit dem Anwaltskollegen der Baufirma. Derweil führte die verlorende Zeit dann genau zu dem Übel, das ich vermeiden wollte: die netten Jungs von der Umzugsfirma schmissen alles in einem heillosen Durcheinander in unglaubliche Massen von Umzugskisten. Am Freitag hatte ich dann auch "Urlaub" und der Plan war eigentlich, dass ich die Kinderzimmer so halbwegs herrichte. Leider brauchte die Umzugsfirma erheblich länger, so dass ich ewig in der alten Wohnung herumhing und genau eine Stunde hatte, um das neue große Kinderbett für das Streifenhörnchen herzurichten und die Kinderzimmer notdürftig einzurichten bevor die Kinder aus der Kita abgeholt werden mussten. Unser Streifenhörnchen ist ja nun mit fast drei Jahren und einem guten Meter ein richtig großer Junge und hat nun endlich ein richtiges Kinderbett bekommen. In unserer Wohnung schliefen wir aufgrund des Platzmangels noch alle im Elternschlafzimmer, wo ein größeres Bett als das 1,20m Ikea Bettchen einfach nicht reinpasste. Nun ergriffen wir die Chance, die lieben Kleinen in ihr eigenes Kinderschlafzimmer auszuquartieren. Schon komisch, nach fast drei Jahren ohne ein Kind direkt neben sich zu schlafen. Aber irgendwie musste der Schritt ja mal kommen und die Hoffnung auf endlich etwas ruhigere Nächte brachte mich gab mir den nötigen Drive, die Ausquartierungsaktion durchzuziehen. Dazu aber später...

Am Freitag, dem 18. Juli 2014, schliefen wir also nun das erste Mal im neuen Haus. Der Moment, dem wir so lange entgegengefiebert hatten war gekommen und der Traum von eigenen Haus war wahr geworden. Allerdings waren wir einfach nur erschöpft und fielen irgendwann spät in der Nacht völlig ausgepowert in unsere Betten. Die Nacht war dann leider auch recht kurz, da die Kinder zeitig wach waren. Seufz. Also wurde weiter gewurschtelt, was bei über 30° im Schatten und zwei ziemlich überdrehten kleinen Kindern keine Freude war. Zum Glück hatten wir zwei Omas zur Unterstützung. Das Erdmännchen war dennoch sehr anhänglich und wollte immer zu Mama, was ich zwar gut verstehen aber bei so viel Arbeit leider nicht gebrauchen konnte. Ich musste dann gleich an meinen weisen Chef denken, seines Zeichens 4-facher Vater und bekennender Pessimist. Er hatte mir noch mit auf den Weg gegeben, die Kinder möglichst "wegzuschaffen". Wochentags in der Kita klappte das ja gut, aber am Wochenende war es schwieriger. Rückblickend hatte er aber doch Recht, es wäre wohl besser gewesen, die Kinder samt Omas an einen entspannenderen Ort als unser Chaoshaus zu schicken. Leider haben wir das schöne Freibad am Wandlitzsee erst später entdeckt.

Wir wurschtelten uns also so durch und versuchten, möglichst viel zu schaffen. Die Woche darauf hatte ich noch zwei Tage zu arbeiten, während die Kinder in die alte Kita gingen. Ab Mittwoch hatte ich dann endlich Urlaub und habe ohne Kinder so richtig viel geschafft. Was für ein Gefühl! Unglaublich, was man alles aufräumen kann, wenn keine Kinder zwischen den Beinen herumspringen. Leider erwischte mich dann ab Donnerstag eine richtig fiese Erkältung und das Aufräumtempo reduzierte sich auf Zeitlupengeschwindigkeit. Völlig fertig dekorierte ich dann am 24. Juli abends den Geburtstagstisch für das Streifenhörnchen, bereitete die Leckereien für Kita-Abschied und Geburtstagsfeier vor und nahm vorübergehend Abschied von meiner Stimmer. Das "Happy Birthday" am Freitag morgen konnte ich nur noch in Flüsterlautstärke krächzen, aber der Anblick der leuchtetenden Kinderaugen entschädigte mich für die Nachtschicht! Der Abschied von der alten Kita war dann auch sehr schön und ziemlich emotional. Ein paar Tränchen hatten unsere Lieblingserzieherinnen und ich schon in den Augen. Wir gingen also wirklich mit einem weinenden und einem lachenden Auge!

Am Samstag folgte dann die große Kindergeburtstagsparty. Dazu und natürlich zu dem kleinen Geburtstagskind gibt es aber einen extra Post. Es folgte eine Woche kitafrei für die Kinder. Unser erster Urlaub "dahoam" allein mit Mama. Auch dazu später. Und nun nach über drei Wochen im neuen Heim haben wir uns ganz gut eingelebt, vermissen unsere stickige Dachgeschoss-Innenstadtwohnung so überhaupt nicht mehr (unser Bötzowviertel schon noch ab und an) und schlafen endlich alle viel besser.

So, abschließend nun meine "Lessons Learned" zum Umziehen mit Kleinkindern:

- Was mir vorher schon schwante und sich bitte gerächt hat: Man sollte wirklich versuchen, sich vor dem Umzug auszumisten. Gerade die Kleinen haben oftmals ungeahnte Besitztümer, die sich gut verkaufen bzw. verschenken lassen. Eine kritische Prüfung der Dinge, die wirklich benötigt werden, erleichtert das Umzugsvolumen erheblich. Mit einer Freundin zusammen hatte ich es sogar geschafft, einen Teil auf einem Flomarkt loszuwerden. Würden und werden wir auch wieder machen. Während die Männer alle insgesamt vier Kinder bespaßten, verkauften wir einen Haufen Kinderzeugs und konnten uns nach dem ersten Ansturm mal wieder ohne Kinderunterbrechungen unterhalten.

- Notfalltasche packen! Als ich merkte, dass es mit dem sorgfältigen Kistenpacken nichts wird, habe ich kurzerhand eine große Reisetasche für die Kinder und mich gepackt, einfach so als würden wir in den Urlaub fahren. Diese Tasche war die Rettung, denn sie war unter den tausenden gleich aussehenden Umzugskarton sofort zu erkennen und beherbergte alle notwendigen Kleidungsstücke sowie Kosmetikartikel, Windeln etc. Im Nachhinein hätte ich Gleiches unbedingt auch mit unseren technischen Geräten tun sollen. Na ja, hinterher weiß man immer mehr...


- Omas kann man nie genug haben und wenn möglich sollte man selbige mitsamt Kindern an einen erfreulicheren Ort, als den Ort des Geschehens, verfrachten, jedenfalls in der heißen Umzugsphase. Die lieben Kleinen reagieren schon sensibel und verstehen nicht, dass Mama zu tun hat, obwohl sie ständig vorbeigeflitzt kommt. Auch das ständige "Nein", das bei herumliegendem Krempel, Schrauben, Bohrern und sonstigen Werkzeugen unvermeidlich ist, führt nicht unbedingt zu entspannter Stimmung. Ja Chef, hattest Recht!

- Sanfte Umgewöhnung: Für uns war es ein weiser Entschluss, die Kinder die erste Woche nach dem Umzug noch in der alten Kita zu lassen. So hatten sie zumindest dort ihren gewohnten Ablauf, während sie in der neuen Umgebung ankommen konnten und wir Zeit zum räumen/leider auch etwas arbeiten.

- Zuerst die Kinderbespaßung auspacken, damit die Kleinen beschäftigt sind. Bei uns hat sich das neu angeschaffte Trampolin als absoluter Hit erwiesen. Kinder happy und weggesperrt. Oma danebengesetzt, fertig und mindestens eine halbe Stunde Ruhe! Ebenso wurden schnell Fuhrpark, Buddelkiste und Plantschbecken ausgepackt.



So, that's it. Mein Fazit zum Thema Umzug mit Kleinkindern: Einmal und hoffentlich nie wieder. Wenigstens haben wir nun die oberirdischen Räumen von Kisten befreit. Allerdings haben wir noch immer die sprichtwörtlichen Leichen in großer Anzahl im Keller...

4 Kommentare:

  1. Liebe Chaosmama, mittlerweile seid Ihr sicher so richtig "angekommen" im neuen Heim. Wir haben den Umzug in ein paar Wochen noch vor uns und deswegen danke ich dir für diesen Post! Ich werde auf jeden Fall eine Notfalltasche packen. Viel Spaß noch mit dem neuen Haus. Liebe Grüße Fredericka

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    1. Ju hu, der erste Kommentar!!!

      Vielen lieben Dank dafür und Euch ganz viel Glück mit eurem Umzug! Eine spannende Zeit, oder?

      Werde gleich mal bei dir reinschauen, so von Bloggergreenhorn zu Bloggergreenhorn...

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  2. Liebe Chaosmama,
    über den JFMM von mamamiez bin ich auf Deinen Blog gekommen. Und musste sehr schmunzeln, bei der Umzugsbeschreibung habe ich mich/ uns komplett wieder erkannt. Unsere Kinder waren im gleichen Alter und beim Bau lief auch vieles schief, Der Bauunternehmer saß danach auch mal in U-haft...
    Mittlerweile haben wir ein Kind mehr und sind noch mal umgezogen - und die Kinder waren bei Oma Opa, wir werden schlauer;-)
    Von daher gute Nerven, irgendwann hängt auch die letzte Lampe:-)
    LG, die Breze

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    1. Liebe Breze,
      erstmal noch herzlich willkommen in Berlin! Habe gerade mal bei dir reingeschaut. Ihr habt euch ja schon recht gut eingelebt, oder?

      In Sachen Umzug scheint ja ja mittlerweile Vollprofis zu sein. Hut ab, mit drei Kindern umziehen in eine andere Stadt ist dann schon Champions League. Hätte ich dich vorher mal gefragt!

      Wo in Berlin wohnt ihr?

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