Mittwoch, 2. Juli 2014

Alles Kacke - Die fäkale Phase

Liebe Leute,

zunächst möchte ich mich für den Titel entschuldigen, bitte nicht persönlich nehmen, aber es ist nunmal wie es ist. Wir mussten das schöne Wort "Kacke" in den letzten Wochen mindestens 1000 Mal täglich in verschieden Variationen vom Streifenhörnchen hören, mal solo oder in Verbindung mit allen möglichen anderen Wörtern. Hier eine kleine Auswahl: "Du alte Kackmama oder auch -oma, Du Kackwurst, ich kacker Dich an, Kackessen, Kackteller, Kackerdbeeren" und so weiter... Generell wurde überall gerne mal das "K-Wort" (Hört sich nicht ganz so schlimm an, hi hi!) eingefügt.

Ja, auch wir sind in der fäkalen Phase angekommen. Von unseren Freunden mit etwas älteren Kindern hatten wir schon von dieser gar wunderbaren Phase der frühkindlichen Entwicklung gehört aber ähnlich wie bei der Trotzphase ist es dann doch anders, wenn es plötzlich das eigene Kind ist, das die Leute in der Straßenbahn mit "Ey Du alte Kackwurst" anspricht. Während man über derartige Anekdoten von anderen herzlich lacht, ist es nicht ganz so lustig, wenn einem beim eigenen Kind die Schamesröte ins Gesicht steigt und man am liebsten im Erdboden verschwinden würde. Zum Glück war die Frau in der Straßenbahn, der das Streifenhörnchen diese Freundlichkeit an den Kopf warf, offenbar eine asiatische Touristin, die nichts verstand. Sie lächelte jedenfalls freundlich zurück. Aber so viel Glück kann man ja nicht immer haben!

Selbst das Erdmännchen blieb von der "Kackewelle" nicht verschont. Nachdem er "Mama" und "Papa" sagte und ein paar Tiergeräusche nachmachte (Wau Wau, Mäh, Sssss für die Schlangen und das Schnauben vom Pferd) fing er an, soetwas zu sagen wie "Gack Gack oder "Gacka Gacka"". Ich ahnte ja schon, dass er das K-Wort auch gelernt hatte und nicht die Gänse vom Bauernhof nachmachen wollte. Die letzte Hoffnung wurde zerstört, als das Erdmännchen dann auch direkt nach dem großen Geschäft meine Frage, ob er denn Kacka gemacht habe, ganz eindeutig bejahte. Es ist also amtlich, das richtige dritte Wort des Erdmännchens war nach "Mama" und "Papa" dank des großen Bruders "Kacka".

Was also tun? Woher das Übel kam, war mir klar. Unser Streifenhörnchen wechselte im April in unserer Kita in die große Gruppe (d.h. je nach Entwicklungsstand mit drei Jahren oder schon etwas früher bis zur Einschulung) und machte in der kleinen Gruppe somit den Platz für das Erdmännchen frei. Der Wechsel in die große Gruppe klappte super, zumal seine zwei besten Kumpels (Zwillingsjungs) schon kurz vorher gewechselt hatten. Ein weiterer angenehmer Nebeneffekt war die Tatsache, dass der kleine Mann abends die erste Zeit recht müde war und schnell schlief. Ich merkte ihm sehr an, dass es bei den Großen schon etwas anders langgeht. Neben der anfänglichen Müdigkeit war es aber vor allem die Sprache, die sich veränderte. Los ging es mit so harmlosen Sachen wir "Ey" und "Fang mich doch du Eierloch" (Ist scheinbar gerade der Hit auf Berliner Spielplätzen!), bis dann eben das "K-Wort" Einzug hielt und uns um den Verstand brachte.

Ommmm, sagte ich mir, alles nur eine Phase. Zunächst versuchte ich es mit Ignorieren. Brachte nichts, außer der Erkenntnis, dass ich nach der denkwürdigen Straßenbahnaktion doch etwas unternehmen sollte. Ich erklärte dem Streifenhörnchen also ganz in Ruhe, dass "Kacke" zwar durchaus natürlich sei und auch das große Geschäft sehr wichtig, denn sonst bekäme man ja Bauchweh. Auch erklärte ich ihm, dass Kacke ein sogenanntes Stoffwechselendprodukt sei, also all das, was unser Körper vom Essen nicht verwerten kann, de facto der "Müll". Deswegen sei Kacke ein nicht so schönes Wort und gehöre in die Toilette. Ich wurde sogleicht korrigiert: "Aber auch in die Windel oder in das Töpfchen". Ich musste dem kleinen Klugscheißer Recht geben und fuhr fort mit meinen Erklärungen, dass andere Leute traurig sind, wenn man sie mit "Kacke" anredet, weil diese stinkt und nicht unbedingt ansehnlich ist. Nach meinem Vortrag rannte der junge Mann los und weiter ging es ganz munter mit dem K-Wort ergänzt um die Wiedergabe meiner Erklärungen, wie "Meine Mama sagt, dass Kacke Müll ist!". Er hatte den Inhalt meines Vortrages schon genau verstanden, aber das Austesten der Reaktionen und der Reiz der Provokation waren nach wie vor zu verführerisch!

Dann fand ich ganz unten in der psychologischen Trickkiste doch noch die Rettung! Nachdem es mal wieder ganz schlimm war, fragte ich das Streifenhörnchen beim abendlichen Kuscheln, ob er sich den Kacke zum Geburtstag wünsche. Schließlich ist ja bald Geburtstag und er sagt so oft Kacke, dass ich doch denken müsste, er würde sich nichts sehnlicher wünschen als eben "Kacke". Natürlich würde ich abends losgehen und alle Hundekacke aufsammeln, damit er diese zum Geburtstag bekäme, wenn er sich doch so sehr welche wünscht. Er schaute mich etwas schockiert an und sagte dann sichtlich ergriffen, dass er sich ganz bestimmt keine Kacke wünsche. Ich fragte ihn, was er sich denn sonst wünschen würde. "Ein Feuerwehrauto" sagte er, "aber ein ganz Großes". Ich darauf "Na dann sag doch immer, wenn dir danach ist "Feuerwehrauto" statt "Kacke". Dann bekommst Du vielleicht auch eins." Und das Wunder geschah! Als das Streifenhörnchen dann wieder losdüste und drauflosplapperte, hörte es sich so an: "Kacke, äh ne Feuerwehrauto, Feuerwehrauto, Feuerwehrauto..." Und auch wenn das K-Wort mal wieder zu verlockend war, musste ich ihn nur an seinen Geburtstag erinnern. Yeahhhh, wir haben die Kacke wieder dahin verbannt, wo sie hingehört (in Toilette, Windel und Töpfchen), aber raus aus unserem Alltag!

Vielleicht mögt Ihr ja berichten, wie Ihr mit derartigen Unwörtern umgegangen seid?

3 Kommentare:

  1. Liebe Chaosmama, zunächst möchte ich Dir sagen, dass ich Deinen Blog gerade erst entdeckt habe und sehr erfrischend finde! Freue mich schon aufs Weiterlesen. Nun aber noch schnell zu Deiner Frage. Unser Streifenhörnchen ist auch drei (das Erdmännchen 5 Monate alt) und liebt das K-Wort. Wir fragen dann immer: "ach Du musst mal kackern?" und gehen mit ihm ins Bad. Dann kommt natürlich das "Nein, ich muss aber gar nicht Gejammere". So langsam checkt er es jedoch und sagt nur noch ka.... den Rest denkt er sich wohl lieber, damit er nicht wieder unnötig auf die Toilette gehen muss ;-) --- sollte es irgendwann wiederkommen und die Taktik nicht mehr aufgehen, werde ich auf jeden Fall mal Euren Trick versuchen. Der klingt nämlich gut. Liebe K(!)-rüße

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    1. Hallo, herzlich willkommen und viel Spaß beim Weiterlesen! Immer wieder beruhigend, dass es anderen genauso geht! Aber ich kann Dir sagen, dass es aufhört. Inzwischen belehrt das Streifenhörnchen den kleinen Bruder äußerst oberlehrerhaft, was sich gehört und was nicht!

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  2. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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