Freitag, 9. Januar 2015

Und (wochen)täglich grüßt das Murmeltier...

...oder morgens um 7 in Deutschland, so jedenfalls im Chaoshaus und wahrscheinlich auch anderswo. Jedenfalls möchte ich heute mal meine persönliche morgendliche Challenge vorstellen, die ich mindestens 3 Mal in der Woche (wenn der Mann geschäftlich unterwegs) ist erlebe oder wohl besser knapp überlebe. Eigentlich der ganz normale Wahnsinn, aber für einen Menschen, der gerne seinen ersten Kaffee ganz in Ruhe zu sich nimmt und dabei die Lebensgeister so langsam zu neuem Leben erweckt, mindestens so schlimm, wie lange zähe Vertragsverhandlungen oder ausdauernde Telefonkonferenzen mit fremdsprachigen Mandanten. Hier also ein Einblick in unseren heutigen Morgen, Mama mal wieder in Unterzahl, eine klassische 1:2 Situation mit einem angemüdeten Muttertier, also Mama (nachfolgend "M"), großem Kind=Streifenhörnchen (nachfolgend "S") und kleinem Kind=Erdmännchen (nachfolgend "E"):

7:00 Uhr, der Wecker klingelt. Oh nein, wirklich, jetzt schon? Beide Minis sind des Nachts mal wieder in elterliche Bett gewandert und liegen links und recht friedlich schnarchend wie kleine Engelchen neben der Mama. Noch 5 Min snoozen...

7:05 Uhr, nun aber los, S = großes Kind zuerst wecken
M: Aufwachen! Es ist ein neuer Tag. Zeit zum Aufstehen. Gleich kommt die kleine Maus. Kille Kille. Aufwachen!
S: keine Regung. Irgendwann: Ich will noch schlafen.
M: Es ist aber Zeit zum Aufstehen. Jetzt ist Woche. Alle Kinder gehen in die Kita und die Eltern zur Arbeit.
S: Ich will eine Milch. Kann ich jetzt bitte eine Milch!
M: Ich muss erst noch E wecken, dann mache ich euch eine Milch, aber E soll ja auch in Frieden aufwachen dürfen.
S: Ich will eine Milch. Sofort und eine ganz große. Kannst du jetzt bitte endlich die Milch machen!
Derweil ist auch E erwacht und stimmt nun ebenfalls ein: Miiiich (Milch), Mich, Mich, auch Mich, goße Mich!
Seufz, M verlässt das kuschelige warme Bett.
M: Gut, ich mache jetzt eine Milch für euch, aber nicht stänkern oder schubsen!
S: Nein Mama, machen wir nicht. Wir kuscheln nur!
M: So so!

M macht sich also ins Erdgeschoss. Dort werden schnell 2 Mal Milch und ein kleiner Kaffee gezaubert immer mit einem wachen Ohr, ob denn schon einer weint oder sonstige beunruhigende Geräusche nach unten dringen. Ist aber alles gut. S und E haben Höhlen gebaut und sind Kaninchen, die nun freudig ihre Milch in Empfang nehmen.

Die Kleinen gluckern ihre Milch und die Uhr tickt für M. Ein paar Minuten Ruhe, in der sich M schnell fertig machen kann. M wäscht sich, schmeißt sich etwas Farbe ins Gesicht und schlüpft in ihre am Vorabend sorgfältig bereit gelegten Klamotten, okay, untenrum bleib es meist bis nach Vollendung des Frühstücks noch bei der Jogginghose wegen akuter Fleckengefahr. Fertig, das Muttertier sieht schon wieder halbwegs ansehnlich aus, jedenfalls oberhalb der Gürtellinie. Nun folgt das Anziehen des werten Nachwuchses mit den ebenfalls am Vorabend schon bereitgelegten Teilen. Der Schwierigkeitsgrad steigt wieder!

M: So, wer möchte als Erster fertig sein? (Manchmal ist "Erster" ja das Zauberwort!)
S: Keiner! (Heute leider nicht.)
M: Na gut, dann ist E der Erste! (Der kann sich immerhin noch nicht so richtig wehren.)
E, kuckuck, wo ist die Hand? Da! Und wo ist die andere Hand? Da! Und die Füße? Da. Super, das hast du gut gemacht. Schon fertig!

Nun zu S gewandt, der immer noch oder wieder ein Häschen in seiner Höhle ist:
M: Nun aber mal los, der E ist schon fertig. Wir wollen doch alle nach unten gehen und frühstücken.
S ganz ungerührt: In bin doch das Häschen und das sitzt gerade in seiner Höhle.
M: Dann komm doch mal zu deiner Mama, du kleines Häschen!
S: Ich kann gerade nicht. Ich habe mir ein Nest gebaut.
M: Aber die Mamahöhle ist viel kuscheliger!
Das Häschen kommt - oh Wunder - tatsächlich auf den Schoss von M gehoppelt, wo M ihm mit geübten Griffen Hemd, Pulli und Schlüpfer überstreift. Dann macht sich das Häschen aus dem Staub.
M: Und, was ist mit der Hose?
S: Ich brauche keine Hose in meiner Höhle. Du, E, wollen wir noch Häschen spielen?
M: Also ich möchte jetzt mal runter gehen zum Frühstück!
S: Ich nicht. Ich bleibe noch hier. E, wir spielen noch, oder?
E: Ja!
M: Also ich gehe jetzt runter essen! S, wenn du den E nicht ärgerst und auf ihn aufpasst, dürft ihr noch kurz spielen.
S: Gut Mama, machen wir.
M steht auf und E kommt hinterher. Yes! Allein will S dann auch nicht bleiben und schließt sich maulend an.
S: Mannometer, der E hat doch gesagt, dass er noch mit mir spielen will!
M: Weisst du, der E ist eben noch etwas klein. Wenn er größer ist, meint er das auch. War bei Dir auch nicht anders, als du noch so klein warst.

Mit einem grummelnden S im Schlepptau geht das Trio die Treppe runter.
M: S, schön vorsichtig bitte. Nicht auf der Treppe rumkaspern. Es tut richtig weh, wenn man da hinfällt. Mama hat das neulich getestet.
Leider ist S nun ein Löwenbaby, das die Treppe nicht einfach nur runtergehen kann und so passiert das Unvermeidliche, die letzten drei Stufen werden auf dem Popo genommen. Das Gejammer ist natürlich groß und das Muttertier hat nun mal wieder zwei Minis auf dem Arm. Workout für die Oberarme wäre damit auch erledigt.
M: Heile heile Segen, uns so weiter,.. .
Irgendwann ist wieder gut und es geht ans Frühstück.
M: Heute gibt es Toastbrot. Das mögt Ihr doch so gerne.
S: Ich will aber Brötchen!
M: Heute gibt es aber leider keine Brötchen. Der Papa ist doch nicht da und so kann also keiner zum Bäcker gehen und Brötchen holen. Ich kann euch ja nicht alleine lassen.
S: Ich will aber Brötchen. Jetzt, bitte, sofort. Ich will Brötchen.
M: Schau mal, ich habe dir ein ganz leckeres Toastbrot gemacht mit Bärchenwurst!
S: Das Toastbrot mag ich aber nicht, das ist mir zu dunkel!
Papa hatte den dunklen Vollkorntoast gekauft und nicht die helle Variante. Der weil hat sich E den Beutel mit dem Körnerbrot gegriffen und verteilt dessen Inhalt fröhlich auf dem Boden.

M: Okay, wie wäre es mit einem Müsli?
S: Oh ja, aber mit Apfel und Banane und viel Joghurt!
E: Auch Müsli habe!

In Windeseile werden Müsli zubereitet, Brotdosen bestückt und Muttertier ausgehfertig gemacht.

S: Mamaaaaa, ich muss pullern!
M: Soll ich dir helfen?
S: Nein, natürlich nicht! Das kann ich doch schon alleine!

E hat natürlich auch mitbekommen, dass da jemand pullern geht. Logische Folge des kleinen Bruders,
E: Auch Lette boijern (Toilette pullern)
M ist genervt, denn die Uhr tickt unerbittlich und eigentlich ist gerade gar keine Zeit für solche Spielchen. Aber man soll die Kleinen ja auch in ihren Selbständigkeitsbemühungen fördern. Also Windel ab, Kind auf die Toilette gesetzt und wieder angezogen. Finale: Schuhe und Jacke anziehen!

M: So, jetzt aber schnell Schuhe und Jacke anziehen. Mal sehen, wer Erster ist!
S: Ich gehe aber heute nicht in die Kita und außerdem finde ich meine Schuhe nicht!
M: Du stehst direkt neben den Schuhen und außerdem kannst du ja nicht allein bleiben und die anderen Kinder wären doch ganz traurig, wenn sie ohne dich spielen müssen. Also los! E, komm mal zur Mama, schnell anziehen!
E: Neee, nicht. Eisebahn spiele!
M: Dann bring die Eisenbahn mit her und wir spielen zusammen!
Wenigstens ist einsichtig und kommt, merkt aber schnell, dass statt des Eisenbahnspiel das Anziehen auf ihn wartet. Es wird also lauthals gemeckert. Parallel jammert S im Hintergrund, dass er seine Schuhe ja nicht anziehen könne, nicht in die Kita wolle und überhaupt. Auf wundersame Weise sind die drei Protagonisten der morgendlichen Challenge dann doch angezogen.

M: Wer will den Autoschlüssel habe und wer will die Rollläden drücken?
S: Ich will den Autoschlüssel!
E: Auch Autolüssel!
Blöd gelaufen, E heult gleich los und schmeißt sich wütend auf den Boden. Welcome terrible two! Sonst will E doch immer die Rollläden drücken. Aber gut, wozu haben wir zwei Autoschlüssel und bei liegen ausnahmsweise griffbereit. Beide Kinder bekommen einen Schlüssel und sind vorerst glücklich! Leider müssen ihnen die Schlüssel dann auch wieder abgenommen werden. S drückt mittlerweile fröhlich den Türöffnerknopf und freut sich an den Klicken und Blinken beim Auto.

M: Drück doch nicht ständig darauf rum. Dann geht unser Auto kaputt und wir müssen noch laufen. Also her mit dem Schlüssel und rein ins Auto.
S. Nein, ich will den Schlüssel haben.
M: Jetzt mach schon, wir machen auch eine Musik an und du darfst aussuchen!
S: Ich will Rudolph!
M: Seufz, ja machen wir!
Zum Leidwesen der Eltern wird Rudolph seit Wochen in feinstem ähhhm Englisch geträllert. Das Muttertier und das Vatertier haben schon einen regelrechten Rudolphkoller. Aber was hilfts!
E mag den Schlüssel leider auch nicht freiwillig abgeben und auch nicht gegen das angebotene Kinderhandy tauschen. Als M ihm dann aber das Schneemannlied anbietet, ist die Welt wieder in Ordnung. Wenige Minuten später werden die Kleinen in der Kita abgeliefert mit ebenfalls nicht ganz wenigen Worten aus ihren Klamotten befreit, in ihre Hausschuhe gesteckt und in ihren Gruppen abgeliefert. Zum Glück gehen sie gerne hin und flitzen gleich zu ihren kleinen Freunden. Das Muttertier stellt nun das Auto wieder ab und fährt mit der S-Bahn ins Büro.

Geschafft! Gute 20 Minuten Ruhe und monotones Schuckeln bis zum nächsten Morgen! Einfach himmlisch!















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